1933
1933 führte die Neuordnung der Luftsportorganisationen durch die Nationalsozialisten zur Auflösung des Bitterfelder VfL. Ab 9. Juni 1933 organisierte er sich in der Ballon- und Flieger-Ortsgruppe Bitterfeld (FOG). Diese gehörte zur Landesgruppe XllI (Provinz Sachsen) des Deutschen Luftsport-Verbandes (der Deutsche Luftfahrt-Verband löste sich am 29. April auf). Die Vereinsmitglieder wurden uniformiert und ein militärisches Reglement eingeführt. Der Freiballonsport wurde zum Luft-Wehrsport erklärt und daher auch staatlich gefördert. Während der Segelflug am besten die fliegerische Geschicklichkeit vermitteln sollte, war der Freiballonsport als Schule für Navigation und Meteorologie gedacht. Ihren Niederschlag fanden diese Maßnahmen auch in der Mitgliederbewegung:
Neuanmeldungen: | 384 |
Abmeldungen: | 72 |
Streichungen: | 25 |
Mitgliederstand am 31. Dezember 1933: | 545 |
Stil und Ton im Umgang miteinander wechselten (s. Brief vom 31. Juli und 26. Oktober 1933).
Hervorragende ballonsportliche Ereignisse waren erneut wissenschaftliche Höhenfahrten von Bitterfeld aus. Am 24. März startete Dr. Martin Schrenk (Mitglied in der FOG Bitterfeld) zusammen mit G. A. Suckstorff und dem Ballon Deutschland um 10.02 Uhr in Bitterfeld und landete um 14.17 Uhr in Bacharach/Rhein. Bei dieser Fahrt wurden 9750 m (in der offenen Gondel!) erreicht. Nach der Rekordfahrt von Arthur Berson und Reinhard Süring am 31. Juli 1901 auf 10.800 m war das die zweitgrößte Höhe, in die je ein deutscher Freiballon gelangte. Am 16. Juni stieg Richard Schütze zusammen mit dem Fotografen Willi Rüge und dem Meteorologen Viktor Masuch auf. Diesmal konnte der größte deutsche Freiballon Bartsch von Sigsfeld (9800 m³) der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (Berlin-Adlershof) gefahren werden. Die Fahrt ging bis auf 9120 m und endete nach 3 Stunden bei Meuselwitz. Erwähnenswert ist noch, dass Robert Petschow am 30. September nach einer 24-stündigen Fahrt bis Eutin (Schleswig-Holstein) erneut den Wanderpreis für Wasserstoffballone des DLV gewann und dieser nach dreimaligen Siegen endgültig den Bitterfeldern gehörte.
Richard Schütze wurde zum zweiten Mal beauftragt, Deutschland beim internationalen Gordon-Bennett-Wettbewerb zu vertreten. Vorangegangen war eine Ausscheidungswettfahrt zwischen 8 Ballonführern Ende Juni ab Wuppertal-Barmen, die Schütze für sich entscheiden konnte. Mit Unterstützung der Direktion der l.G. Farbenindustrie Bitterfeld war es ihm möglich, die Reise nach Chicago anzutreten. Als Mitfahrer hatte er Dr. Erich Körner aus Gera gewählt, der auch in Bitterfeld Mitglied war. Erneut wurde mit dem Ballon Deutschland gefahren. Am 10. August traten Schütze und Dr. Körner mit dem Dampfer Hamburg die Reise nach New York an. Der Start sollte am 2. September erfolgen. Bereits am 1. September musste mit dem Auslegen der Ballonhülle begonnen werden, da sonst mit dem niedrigen Leuchtgasdruck am Startplatz in Glenvien eine rechtzeitige Füllung nicht erreicht werden konnte. Schütze und Dr. Körner landeten nach 26 Stunden und einer Strecke von 403 km bei Klingstone am Huronsee und belegten einen beachtlichen 4. Platz.1)