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chronik:1996

1996

Neuer Gasballon

Zu Beginn des Jahres wurde der von der Linde AG gesponserte, neue netzlose Parachuteballon D-OLIB durch die Fa. Ballonbau Wörner fertiggestellt. Die Werkstattfahrt erfolgte am 25. März mit einem Start von Augsburg aus.

Ballontaufe und Wettfahrt

Zur 5. Richard-Schütze-Wettfahrt wurde der Ballon auf den Namen Linde von der Frau des Bitterfelder Bürgermeisters Dr. Rauball getauft. Name und Ballon sind ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit der Firma Linde als Wasserstofflieferant mit dem Ballonsport in Bitterfeld. Zu der nunmehr traditionellen Wettfahrt meldeten sich 16 Ballonmannschaften aus Deutschland und der Schweiz an. Aufgrund schlechter Wetterbedingungen konnte eine Wettfahrt nicht ausgetragen werden. Jedoch startete am nächsten Tag, dem 2. Mai, der neue Vereinsballon zu einer kurzen Tauffahrt.

9. Gasballon-Weltmeisterschaft

Das herausragendste Ereignis in der jüngeren Vereinsgeschichte war zweifelsohne die Ausrichtung der 9. Gasballon Weltmeisterschaft, die im Zeitraum vom 27. August bis 3. September in Bitterfeld stattfand. Es war die erste große internationale Wettfahrt, die der BiVfL in seiner Geschichte ausrichtete. Die aufwendigen Vorbereitungen zur Schaffung eines ansehlichen Ballonstartplatzes wurden im Spätsommer abgeschlossen. Bis kurz vor Eröffnung der Weltmeisterschaft fanden noch rechtzeitig umfangreiche Baumaßnahmen an der Zufahrtsstraße und Korrosionsschutzarbeiten an der benachbarten Rohrbrücke statt, die den Startplatzbetrieb erheblich beeinträchtigt hätten. In unbürokratischer Zusammenarbeit mit der Chemieparkverwaltung wurden auch diese letzten Hürden überwunden. Zwei Wochen vor der Eröffnung waren auch die letzten Bauschäden auf dem Startplatz durch Verlegen von Rollrasen beseitigt. Zur Eröffnung konnte sich der damalige Kanzleramtsminister Friedrich Bohl, der stellvertretend für den Schirmherren der Veranstaltung, Bundeskanzler Helmut Kohl, angereist war, von den hervorragenden Voraussetzungen am Austragungsort Bitterfeld überzeugen.

Die zahlreich angereisten Gäste und Offiziellen: Wettfahrtleitung, Jury, Observer und nicht zuletzt die 17 Teilnehmermannschaften aus 7 Ländern bemerkten von diesen letzten Kraftanstrengungen nichts. Für sie wurde es eine Weltmeisterschaft der kurzen Wege. Die enge Zusammenarbeit, wie in den vorausgegangenen Wettfahrten des BiVfL, mit dem unmittelbar am Startplatz gelegenen Rema-Hotel, trug wesentlich zum Ruf von den kurzen Wegen in Bitterfeld bei. Für alle Teilnehmer waren es nur wenige Schritte vom Hotelzimmer zum Briefing, zum Startplatz, zur Wettfahrtleitung usw. und mancher Teilnehmer konnte von seinem Hotelzimmer aus das Aufrüsten seines Ballons beobachten. Die kurzen Wege ermöglichten kurzfristige Entscheidungen der Wettfahrtleitung (Markus Haggeney / Jörg Schellhove), die aufgrund der sehr wechselharten Wetterlage für ein Gelingen der drei Wettbewerbstarts auch erforderlich waren.

Hinter der Wettbewerbsleitung stand ein äußerst flexibler Bitterfelder Verein für Luftfahrt mit seinen hochmotivierten Mitgliedern, die die Organisation auf dem Startplatz übernahmen und das Aufrüsten der Ballone zu jeder geforderten Tages- und Nachtzeit in kürzester Zeit garantierten. So hatte der BiVfL zeitweise bis zu 40 Helfer im Einsatz und unter ständigem Kontakt zur Wasserstoffzentrale in Leuna – bei Abnahmespitzen von 8000 bis 10000 cbm/h auch notwendig – gelang es zu jedem der drei Wettbewerbstarts die 17 Ballone in einer Zeit von nur 5 Stunden vollständig aufzurüsten. Nur unter dieser Voraussetzung konnten die schmalen Wetterfenster für die kurzfristig anberaumten Wertungsläufe erfolgreichen genutzt werden. Diese Leistung war nur mit überdurchschnittlichen Anstrengungen, unter großem Engagement aller Vereinsmitglieder zu erreichen.

Während und in der Vorbereitung der Weltmeisterschaft organisierte der BiVfL und besonders sein Geschäftsführer Günther Krause eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit mit der regionalen und überregionalen Presse und dem Mitteldeutschen Rundfunk. Im gesamten mitteldeutschen Raum wiederspiegelte sich das in dem regen Interesse, der zu den Starts zahlreich angereisten Zuschauer und der noch monatelang anhaltenden positiven Resonanz.

Die Weltmeister wurden in 3 Wertungsfahrten (am 28.08. / 31.08. / 01.09.) mit insgesamt 8 Aufgaben ermittelt. Vom BiVfL wurden in der Wettkampfwoche mit den Ballonen im Rahmenprogramm und dem zeitgleich durchgeführten internationalen Jugendlager insgesamt 66 Ballone aufgerüstet.

Ergebnis 9. Gasballon Weltmeisterschaft in Bitterfeld

Logo der Weltmeisterschaft im Gasballonfahren 1996

27. August bis 3. September 1996

3 Wertungsfahrten, 8 Aufgaben
Teilnehmer und Ergebnisse
Pilot / Copilot Nation Ballon Punkte Rang
Fink / Hassold D D-OBFA 6639 1
Sullivan / Levin USA D-OBCW 6223 2
Menger / Beermann D D-OPMB 6184 3
Leys / Leys F F-PPSE 5740 4
Lewetz / Wagner A OE-ZZI 5468 5
Akerstedt / Balkedal S D-Hopfenblüte 5445 6
Stoll / Froehlin CH D-OCFT 5385 7
Imstepf/Spenger CH HB-BZH 4964 8
Munz / Geisselbrecht D D-OSTZ 4643 9
Höhl / Schwingenstein D D-OWML 4437 10
Fürstner / Stürzlinger A OE-DZC 4360 11
Hügli-Trummer / Steiner CH HB-BDU 3404 12
Woods / Staley USA N69RW 3148 13
Brachtendorf / Schubert D D-Columbus 2949 14
Makne / Halas PL SP-BZD 2731 15
Bombik / Dolpp D D-OLPP 2063 16
Piccard / Chapman USA N2C 0 17

Weltmeister wurde mit überzeugender Leistung die deutsche Mannschaft Fink / Hassold, dicht gefolgt von den Amerikanern Sullivan / Levin und einem weiteren deutschen Team (Menger / Beermann). Thomas Fink und Rainer Hassold konnten zufrieden sein – hatten sie doch ihren Weltmeistertitel erfolgreich verteidigt. Der DFSV konnte als Veranstalter dem internationalen Teilnehmerfeld eine bestens organisierte Weltmeisterschaft bieten – gewissermaßen ein Aushängeschild des deutschen Gasballonsportes. Der zweite Gewinner dieser Weltmeisterschaft war der BiVfL. Das Vertrauen, das in den jungen Verein mit der Beauftragung zur Ausrichtung gesetzt wurde konnte der Bitterfelder Verein für Luftfahrt mit überzeugenden Leistungen vollends rechtfertigen.

Fahrtenbetrieb

1996 unternahmen die beiden Gasballone D-Bitterfeld und D-OLIB insgesamt 27 Fahrten und befanden sich dabei über 126 Stunden in der Luft. Es wurde eine Strecke von 3001 Kilometer zurückgelegt. Insgesamt erfolgten 1996 von Bitterfeld aus 93 Gasballonstarts. Die mit 311 km weiteste Fahrt führte Dr. Göhrmann am 28. Dezember nach Rinteln an die Weser. Die mit 8:20 Stunden längste Fahrt unternahm Klaus Schmöhl am 20. Juli nach Ellrich im Harz.

Die beiden Bitterfelder Gasballone starteten auch anlässlich einer Mecklenburger Ballonfiesta am 26. Mai in Basedow. Zum Golfturnier Linde German Masters vom 3. – 6.Oktober vertrat der Linde-Ballon effektvoll den Sponsor und konnte dabei 3 mal vom Golfplatz in Motzen bei Berlin aus starten.

Letzte Fahrt D-Bitterfeld

Die 101. und zugleich letzte Fahrt des D-Bitterfeld erfolgte unter Dr. Göhrmann am 7. Dezember und führte nach Homburg in das Weserbergland. Der Ballon mit der Werknummer 10523 wurde 1981 in der Ballonfabrik Riedinger/Augsburg gebaut. Unter seinem alten Namen D-Karstadt absolvierte er zuvor 215 Fahrten. Als D-Bitterfeld war er fast 480 Stunden in der Luft und legte dabei über 10.000 Kilometer zurück. Mit dem Ballon wurden auch Fahrten in die Niederlande, Polen und Österreich unternommen. Zahlreiche Reparaturen und aufkommende Altersschwäche ließen einen weiteren Betrieb nicht mehr zu. Der erste Ballon des BiVfL nach seiner Neugründung wurde Ende des Jahres 1996 stillgelegt.

Heißluftballon

Mit dem Heißluftballon D-OWAB erfolgten nur 15 Fahrten mit einer Gesamtfahrtzeit von 25 Stunden; 7 Fahrten wurden dabei allein von Frank Stahlkopf unternommen.

Gründung Luftfahrerschule

Im Jahr 1996 wurde eine vereinseigene Luftfahrerschule ins Leben gerufen, an der dann zum Jahresende 3 weitere Pilotenaspiranten ihre Ausbildung begannen. Im Zeitraum 1996/1997 qualifizierte sich Dr. Göhrmann zum Fluglehrer.

Luftfahrerschule des BiVfL
Ausbildungsleiter: Volker Löschhorn
Fluglehrer: Frank Stahlkopf
Dr. Udo Dierlich
Jürgen Euskirchen
Dr. Bernd Göhrmann

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chronik/1996.txt · Zuletzt geändert: 2024/01/17 14:13 von Volker Löschhorn