1937
Durch Erlass Hitlers wurde am 17. April 1937 der Deutsche Luftsport-Verband mit sämtlichen Gliederungen aufgelöst. Er hatte seine Aufgaben erfüllt. Mit ihm waren die Kader für die Deutsche Luftwaffe ausgebildet worden. An die Stelle des DLV trat nunmehr das Nationalsozialistische Fliegerkorps. Das Aufgabengebiet des NSFK umfasste alle Gebiete des Luftsports, wie Flugmodellbau und Modellflug, Segelflugzeugbau und Segelflug, Motorflug und Ballonsport. Dem Flugdienst gleichgeordnet waren die handwerkliche, wehrsportliche und sportliche Ausbildung sowie die weltanschauliche Schulung. Für die vormilitärische Ausbildung von Nachwuchs der deutschen Luftwaffe war dem NSFK die Flieger-HJ unterstellt. Die Angehörigen des NSFK trugen die bisherige DLV-Sturmbekleidung und die Hakenkreuzbinde am linken Oberarm. Die Ausübung des Luftsports jeglicher Art erfolgte nun nach den Richtlinien des Korpsführers des NSFK. Korpsführer wurde Generalmajor Friedrich Christiansen, der schon im 1. Weltkrieg Flieger gewesen war. Die Ortsgruppe Bitterfeld gehörte nun zur NSFK-Gruppe 7 (Elbe-Saale). Eine weitere Untergliederung stellten die Standarten dar. Für Bitterfeld war die Standarte 36 (Halle/Saale) zuständig. Die Standarten wiederum waren in Stürme untergliedert, die Ortsgruppe Bitterfeld bildete den Sturm 4.
An wichtigen Wettfahrten fanden in Bitterfeld statt:
- 20. Juni – Dr. Jaeger-Pokal – Sieger wurde unter den 6 gestarteten Ballonen Willi Drechsler (FOG Bitterfeld) mit dem Ballon Dr. Pistor.
- 3. Oktober – Wettfahrt um den DLV-Wanderpreis für Wasserstoffgasballone. Es siegte Karl Groß mit dem Ballon Chemnitz IX (1200 m³).
Bei der Ausscheidungswettfahrt am 18. April in Chemnitz für den Gordon-Bennett-Wettbewerb konnte Richard Schütze mit dem Ballon Stragula II (1600 m³) den 2. Platz belegen und sich für die Teilnahme qualifizieren. Leider kam es beim Gordon-Bennett-Wettbewerb 1937 zu einem außergewöhnlichen politischen Vorfall. 22 Stunden nach dem Start am 22. Juni in Brüssel wurden die beiden deutschen Ballone Alfred Hildebrandt (2200 m³) und Chemnitz X (2200 m³), mit welchem Richard Schütze fuhr, von tschechischen Fliegern zur Landung gezwungen. Beide Ballone verfügten noch über genügend Ballast, womit sie sich möglicherweise hätten plazieren können. So reichte es nur zu einem 6. bzw. 10. Platz. Am Gordon-Bennett-Wettbewerb 1938 nahm kein deutscher Ballon mehr teil.
1937 erhielten die Bitterfelder den neuen Ballon Elektronmetall (945 m³). Die Leichtmetall-Legierung Elektron, die überwiegend in der Luftfahrtindustrie Verwendung fand, wurde in den Werken der IG Farbenindustrie Bitterfeld hergestellt. Diese Namengebung war wie bei Dr. Pistor eine Referenz an die fördernde Industrie.37)