1921
In der Nacht vom 20. zum 21. August 1921 ereignete sich ein für den Bitterfelder VfL tragisches Unglück, bei dem 4 Ballonfahrer tödlich verunglückten: Lehrer Kurt Ullrich als Ballonführer, Gastwirt Bernhard Sonntag, Elektriker Otto Hesse und Bauunternehmer Samuel Sommer (alle aus Holzweißig).
Nach einem zeitgenössischen Bericht:
…war beim Füllen der Ballone verhältnismäßig ruhige Wetterlage mit geringer Windstärke und nur ganz vereinzelten leichten Böen, die sich aber vor dem Start steigerten. Der erste Ballon startete auch sehr glatt in Richtung Nord-West über das Fabrikgelände des Elektron-Werks II. In der Fahrtrichtung liegt dort, 340 m vom Aufstiegplatz entfernt, ein Kamin von 70 m Höhe. Dieser erste Ballon fuhr in einem Abstand von etwa 100 m an dem Kamin vorbei. Als nun kurz darauf der zweite Ballon starten sollte, hatte unterdessen der Wind stark aufgefrischt mit häufigen Böen. Es gelang aber doch, den Ballon noch sehr gut abzulassen, und er schlug auch zuerst die Fahrtrichtung des vorher losgelassenen Ballons ein, schwenkte aber schon in der Höhe des Gasometers eine Kleinigkeit nordwestlich, doch schien er immer sehr weit an dem in der Fahrtrichtung liegenden Kamin vorbeizukommen. Auch die am Startplatz Anwesenden hatten nicht das Gefühl, daß der Kamin überhaupt in den Fahrtweg des Ballons kommen könnte, weil er, starken Auftrieb habend, bei dem Kamin denselben schon stark überhöht haben mußte. Im letzten Augenblick vor dem Kamin schien eine Böe den Ballon erfaßt zu haben und trieb ihn an den Kamin heran. Das Netzwerk des Ballons verfing sich in den Steigeisen und Blitzableitern des Kamins, wodurch die Hülle aufgerissen wurde und der Ballon ca. 50 m weiter zum Absturz kam. Es war sofort Hilfe zur Stelle, welche den Ballonkorb zur Seite abgestürzt vorfand, während die 4 Insassen ohne äußere Lebenszeichen vorgefunden wurden. Ärztliche Hilfe war sofort zur Stelle, doch war dieselbe bei den 3 Mitfahrern leider vergeblich, während der Führer, Herr Ullrich, im Krankenauto in die Klinik nach Halle geschafft werden konnte. Leider verstarb auch er im Laufe des Sonntag Vormittag. Der Ballon war ein 800 m³ Firnisballon ohne Namen. Die Untersuchung der Ballonhülle ergab, daß ein scharfer Haken, wahrscheinlich der Blitzableiter, die Ballonhülle etwa um ein Drittel ihres Umfangs, 10 m vom Ventil entfernt, horizontal aufgerissen hatte. Dann befanden sich in der Hülle zwei Vertikalrisse, vermutlich von den beiden Blitzableiter-Spitzen herrührend. Der Ballonführer, Herr Lehrer Ullrich aus Holzweißig, ist im Verein als tatkräftiger und umsichtiger Führer bekannt gewesen, welcher über 40 Ballonfahrten gut durchgeführt hat. Er war während des Krieges etwa 3 Jahre bei einer Fesselballon-Abteilung, die er etwa 2 Jahre lang selbständig geführt hat.
Als wahrscheinliche Ursache wurden besondere meteorologische Verhältnisse ermittelt.
1921 erfolgte der Zusammenschluß mit der Ortsgruppe des Vereins der Flieger. Durch Satzungsänderung wurde im Bitterfelder VfL ein Fliegerausschuß gebildet, der für alle Fragen des Flugwesens zuständig war und die Ausbildung der Jungflieger förderte.1)