1908 wurden weitere Grundlagen für die Ballonfahrt in Bitterfeld geschaffen. Die 1906 in Berlin gegründete „Motorluftschiff-Studiengesellschaft m.b.H.“ (M.St.G.) nahm eine Ballonhalle neben dem bisherigen Ballonaufstiegsplatz gegenüber den Elektrochemischen Werken, an der heutigen Parsevalstraße, in Betrieb. Mit einer Grundfläche von 75 x 25,30 m und einer lichten Höhe von 21,80 m dürfte sie seinerzeit das größte Gebäude der Stadt gewesen sein. Die im April 1908 gegründete Luft-Fahrzeug-Gesellschaft m.b.H. (L.F.G.), an der auch die M.St.G. sowie die Elektrochemischen Werke Rathenaus beteiligt waren, verlegte ihren Betrieb von Reinickendorf nach Bitterfeld und nahm hier den Bau von Luftschiffen auf.
Im Jahr 1908 konnten in Bitterfeld 17 Ballonaufstiege verzeichnet werden, die mehr als 4800 Fahrtkilometer brachten. Die weiteste Fahrt führte Referendar Sticker und seinen Kopiloten Münzing 960 Kilometer weit nach Briouze in die Normandie. Es war übrigens die erste der wenigen Fahrten, die von Bitterfeld nach Frankreich führte. Eine weitere Fahrt, die fast an die 1000 Kilometergrenze reichte fand am 4. Dezember des Jahres statt, als Victor de Beauclair im Ballon Cognac (2200m3) mit zwei Gästen in 56 Stunden nach Casale Maritima/ltalien fuhr. Er überquerte dabei auf einer Länge von 140 Kilometern die Adria. Ein berühmter Gast dieses Jahres auf dem Bitterfelder Platz war Prof. Berson1), Leiter des Königlichen meteorologischen Institutes Lindenberg2). Er unternahm 1908 eine wissenschaftliche Hochfahrt, die ihn auf 6626 Meter führte.3)